Aufruf zum NoTddz von LilaLautstark aus (queer)feministischer Perspektive

Am kommenden Samstag soll in Dortmund die bundesweite Nazi-Demonstration “Tag der deutschen Zukunft” (TddZ) stattfinden. Das wollen wir verhindern!
Ursprünglich wollten die Nazis in der Dortmunder Nordstadt, einem migrantisch gesprägten Stadtteil nahe der Innenstadt aufmaschieren. Dies wurde im Vorfeld jedoch verhindert¹. Oft werden Verbote aber auch zu Gunsten der Nazis gekippt. Wie in Dortmund mittlerweile nicht unüblich, ist die neue Demonstrationsroute weiterhin nicht bekanntgegeben. Dagegen werden Aufrufe zu Gegenprotesten im Vorfeld kriminalisiert².

Im folgenden wollen wir kurz darstellen, wieso auch aus (queer)feminstischer Perspektive den Nazis kein Raum gegeben werden sollte. Hierbei verstehen wir uns als Personen aus dem antiautoritären und antirassistischen, sowie antifaschistischen Kontext. Dies beinhaltet jegliche Art von Herrschaft, so auch die Herrschaft von Geschlechtern übereinander, Rassismus und willkürlich festgelegte Ausgrenzungsmerkmale abzulehnen.

In rechten Ideologien wird von einem binären Geschlechtersystem ausgegangen, dem man per Geburt entweder als Mann oder Frau zugeordnet wird. Dabei spielt Heteronormativität eine wichtige Rolle. Identitäten außerhalb dieser Geschlechterordnung werden abgelehnt, diskriminiert und sogar gewaltsam verfolgt. Individuen die sich zum Beispiel nicht definieren möchten, sich als homo-, bi-, inter- sowie auch trans*sexuell verstehen, bekommen keinen Möglichkeitsraum. Damit wird Menschen das Recht genommen, das eigene Geschlecht selbst zu entdecken, zu definieren und sich frei zu bewegen.
Aus den Kategorien “Mann” und “Frau” resultieren für Personen aus dem konservativen und rechten Spektrum bestimmte Aufgabenfelder und Werte, die sich an traditionellen Rollen orientieren. Es gilt sich mit diesen zu identifizieren, nach ihnen zu leben und sie zu propagieren.
Der “Mann” ist dabei stark, geht arbeiten und hat weite Möglichkeiten sich in der politischen Arbeit einzubringen. Die “Frau” hat vor allem die Aufgabe, dem “Mann” den Rücken freizuhalten, häusliche Aufgaben zu erledigen, sich einfühlsam um sein Wohlergehen zu sorgen und “das deutsche Volk zu reproduzieren”. Ungeachtet bleibt dass häusliche und erzieherische Aufgaben ebenfalls Arbeit sind, dabei nur nicht in den Bereich der Lohnarbeit fallen. Diese wird in der heutigen Zeit teilweise zusätzlich ausgeübt, sodass eine Doppelbelastung vorliegt.

Die Familie wird in in der Rechten als Keimzelle der deutschen Gesellschaft angesehen, womit ihr in diesem Sinne die oberste Priorität zukommt. Ein Argument gegen Feminismus von dieser Seite aus lautet, dass Frauen ihre weibliche Selbstbestimmung in der Mutterschaft finden und emanzipatorische Gedanken in der deutschen Frau nicht verankert sind.
Mit der Aufgabe Kinder zu bekommen wird Frauen Selbstbestimmtung über ihren Körper, als auch das Recht auf Gestaltung ihrer Zukunft abgesprochen.
Für politische Arbeit ist für Frauen in der Rechten oft wenig Raum vorgesehen. Anknüpfungspunkte für Aktivismus werden jedoch zum Beispiel beim “Marsch für das Leben” oder der “Alternative für Deutschland (AfD)” entdeckt, deren Wahlprogramm aus unserer Sicht auf rechtskonservativen unemanzipierten Überzeugungen fußt.

Beim jährlich stattfindenden homofeindlichen und antifeministischen “Marsch für das Leben” laufen sowohl christlich-fundamentalistische Gruppierungen, als auch rechtskonservative, nationalistische und offen faschistische Parteien, Gruppen und Einzelpersonen mit.
Bei dieser Veranstaltung wird offen die Ablehnung der sexuellen Selbstbestimmmung der Frau und die der Personen mit nicht heteronormativer Orientierungen auf die Straße getragen. Beispielweise wird für ein Verbot von Abtreibungen sowie Gesetzesverschärfungen bezüglich dieser demonstriert.
2014 trug bei einem solchen Protest Beatrix von Storch, die “Alternative für Deutschland”(AfD)-Abgeordnete im Europaparlament, das Fronttransparent.
Gruppierungen wie die AfD beweisen mit Forderungen wie “Genderwahn abschaffen” einmal mehr, wie antifeministisch rechte Strömungen oftmals sind.
Feminismus wird nur dann interessant, wenn ein Vorteil ganz anderer Natur daraus geschlagen werden kann. Ein Beispiel markieren die Ereignisse der Silvesternacht in Köln, die im Nachhinein dazu benutzt wurden Asylrechtsverschärfungen durchzusetzen. Sexuelle Übergriffe gelangen aus rechter Perspektive nur dann in den Fokus, wenn die Opfer “deutsche Frauen” sind und die Täter potentiell nicht “deutsch”. Dabei wurden die Taten vor allem für rassistische Stimmungsmache instrumentalisiert, die Interessen und Rechte der Opfer spielen dabei, wenn überhaupt. eine Nebenrolle.

Feminismus kommt in den meisten rechten Strömungen keine sonderlich große Bedeutung zu. Trotzdem kann nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass sich dieser sich immer gegen rechts wendet, da es auch in der Rechten “feministische Strömungen” gab und gibt, die aber eher ein Randthema darstellen. Da wir in diesem Text nicht die Gesamtheit der rechten feministischen Strömungen beleuchten können, wollen wir kurz auf den “nationalen Feminismus” der 2000nder eingehen. Hier wurden Konzepte aus dem Feminismus und, wie so oft, aus der Linken übernommen. Gemein sind den vielen Strömungen des nationalen Feminismus, dass sie weiterhin die Existenz weiterer Geschlechter neben “Mann” und “Frau” ignorieren. Sie fordern dabei aber die Gleichheit der beiden Geschlechter, die in ihrem Weltbild existieren. Begründet wird diese Gleichstellung häufig durch eine völkische Gemeinschaft und gilt somit nur für Frauen aus dem “deutschen Volk” oder eben aus der “weißen Rasse”.

Unser Ziel ist ein Miteinander auf Augenhöhe, das durch Ausgrenzung nicht erreicht werden kann. Wir setzen uns für die Gleichstellung aller Geschlechter, ungeachtet ihrer Herkunft ein und tolerieren weder Rassismus noch Nationalismus.

Fühlt euch aufgerufen, am 04.06. zum NoTddZ nach Dortmund zu kommen, um den Nazis zu zeigen dass die Straße nicht ihren menschenverachtenden Ideologien gehört, sondern der Emanzipation und grenzenlosen Solidarität! Schließt euch außerdem der linksradikalen Vorabenddemo am 03.06. an!

Den Aufruf des Arbeitskreises NoTddZ und Informationen zur Vorabenddemo findet ihr hier:

https://dortmund.no-tddz.org/aufruf/
https://dortmund.no-tddz.org/2016/04/26/aufruf-zur-vorabend-am-03-06-keine-zukunft-diesen-zustaenden-fuer-ein-besseres-morgen/

¹ https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4971/3331848).
² https://dortmund.no-tddz.org/no-tddz-pe-3-polizei-versucht-im-vorfeld-protest-zu-kriminalisieren/).

Erstes F*LTI*-Café am 11.06.2016

Wir sind neu und wir haben Bock – auf euch!
Wir, das sind Menschen aus Dortmund, die vor Kurzem eine queerfeministische Gruppe gebildet haben.
Doch bevor wir zusammen mit euch das Patriarchat angreifen, fangen wir doch erstmal mit einem D.I.Y und Kennenlern- Nachmittag mit veganem Mitbringbuffet im Black Pigeon an 🙂

Wenn ihr vorbei schaut, erwartet euch ein Nachmittag voller Kreativität und leckerem Essen, netten Gesprächen und hoffentlich ganz viel Empowerment. Wir werden Bastelkram (Beutel, Farbe, Glitzer…) zum Gestalten, Basteln und auch ein bisschen Verpflegung zur Verfügung stellen. Ihr könnt gerne auch noch weitere Sachen mitbringen (z.B. Beutel oder andere Textilien zum Gestalten).Außerdem freuen wir uns, wenn ihr euch am veganen Mitbringbuffet beteiligt.

Wir freuen uns schon auf euch!

Eure LilaLautstarken

Die Veranstaltung ist offen für FLTI* und alle Menschen, die sich nicht ausschließlich als cis-männlich definieren.

Ort: Black Pigeon, Scharnhorststraße 50, Dortmund
Wann: 11.06. ab 15 Uhr

Was wir machen wollen!

Wir haben uns überlegt, dass es an der Zeit ist, dass sich ein F*LTI*-Café in Dortmund etabliert. Aber bevor wir jetzt anfangen, lang und breit zu erklären, warum wir das sinnvoll finden, wollen wir erstmal von diesem oft schwer verständlichen Szenesprech wegkommen und in vergekürzter Form die ganzen Begriffe, Abkürzungen und Grundsätze erklären, die dahinter stecken.

Wir bewegen uns in einer Gesellschaft, die davon ausgeht, dass es zwei Geschlechter gibt, die per Geburt festgelegt werden: Mann und Frau (Cis-Sexualitiät). Es wird dabei davon ausgegangen, dass Liebe und Sexualität zwischen diesen beiden Geschlechtern ausgetauscht wird (Heteronormativität). Dabei steht der Mann über der Frau (Patriarchat) und wir demnach in quasi allen Lebensbereichen priviligiert (was mal mehr, mal weniger erkennbar ist). Das widerrum bezeichnet man als Sexismus.

Auch wenn wir in einer vermeintlich so aufgeklärten und toleranten Gesellschaft leben, bleibt die Diskriminierung von Menschen, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen, leider nicht aus.
Homo- und bisexuelle Menschen werden auch weiterhin Opfer von Diskriminierung. Dies ist nicht nur daran zu erkennen, dass homophobe und transfeindliche Gruppierungen, wie beispielsweise die “Alternative für Deutschland”, immer weiter Zuwachs haben, sondern auch an alltäglichen Situationen. So hält sich der Begriff “schwul” in weiten Teilen der Gesellschaft weiterhin hartnäckig als Beleidigung.
Zudem ignoriert die Zweigeschlechtlichkeit, die unsere Gesellschaft vorgibt, dass es Menschen gibt, die sich außerhalb dieser Norm befinden (Zum Beispiel muss man bei allen möglichen Institutionen angeben, ob man “männlich” oder “weiblich” ist). Diese Menschen erfahren auch immer wieder Gewalt und/ oder Diskriminierung (z.B. dumme Sprüche).

So und jetzt zurück zu dem F*LTI*-Café. Erstmal: Was bedeutet diese Abkürzung überhaupt?

F*LTI*: Frauen, Lesben, Trans, Inter

Trans: offener Begriff, für Menschen, die nicht (oder nicht ausschließlich) in dem Geschlecht leben wollen oder können, dem sie bei ihrer Geburt zugeordnet wurden

Inter*: Intergeschlechtliche Menschen sind Personen, die mit körperlichen Merkmalen geboren werden, die medizinisch als geschlechtlich “Uneindeutig” gelten. Der Überbegriff Inter* ist ein Begriff, der sie aus community entwickelt hat, und der als emanzipatorischer Überbegriff die Vielfalt intergeschlechtlicher Realitäten und Körperlichkeiten bezeichnet

Zum Café sind ausschließlich jene F*LTI* geladen sowie Menschen, die sich nicht ausschließlich cis-männlich definieren.
Aber warum wollen wir dieses Café und was wollen wir?
Mit dem Café soll ein Ort geschaffen werden um Kontakte zu knüpfen, veganes Essen zu genießen, sich auszutauschen, Empowern und Vernetzen, aber auch zum Kickern oder kreativ sein, …. Zudem wollen wir einen Schutzraum bieten, fernab vom Zwang der Zweigeschlechtlichkeit, männlicher Dominanz und Mackertum, sowie (Hetero-)Sexismus oder jeglicher Form der Diskriminierung und Herrschaft.
Kommt vorbei, habt eine schöne Zeit und bringt euch gerne ein und gestaltet mit, wie das Café werden soll.

Unser Selbstverständnis

Hallo, wir sind LilaLautstark, eine queerfeministische Gruppe¹ aus Dortmund.
Dies ist unser Selbstverständnis, indem wir erläutern wer wir sind, was wir machen und warum überhaupt.

Wir verstehen uns als Teil der anarchistischen Bewegung², was für uns bedeutet, dass wir Herrschaftsverhältnisse sichtbar machen und abbauen wollen. Dazu gehört auch die Herrschaft von Geschlechtern übereinander und die willkürliche Zuweisung von zu erfüllenden Rollen.
Unser gemeinsamer Konsens besteht darin, dass wir emanzipatorische³ Kämpfe unterstützen, jedoch liegt der Schwerpunkt der Gruppe auf der Arbeit zu queerfeministischen Themen. Darunter verstehen wir jede Praxis, die sich gegen patriarchale⁴ und cis-sexistische⁵ Verhältnisse richtet, z.B. durch die Schaffung von Freiräumen für F*LTI*⁶ und andere Menschen, die sich nicht ausschließlich als cis-männlich definieren, die thematische Auseinandersetzung mit diesen Themen durch Texte oder Teilnahme an Demonstrationen. Damit wir auch in unserer politischen Praxis frei von patriarchalen Unterdrückungsmechanismen sind, ist unsere Gruppe nur für F*LTI* und andere Menschen, die sich nicht ausschließlich als cis-männlich definieren, offen, was aber nicht bedeutet, dass wir die Zusammenarbeit/ Vernetzung mit cismännliche Personen oder nicht ausschließlich F*LTI*-Gruppen ablehnen.

Die radikale Akzeptanz aller Körper, sexueller Orientierungen und Identitäten sehen wir als ersten Schritt gegen die Unterdrückungsmechanismen durch normative Vorgaben der Gesellschaft. Wir lehnen die strukturell verankerte Diskriminierung der Menschen, die von diesen Standarts abweichen, konsequent ab und wollen diese mit unserer Arbeit bekämpfen.
Dabei schließt radikale Akzeptanz für uns auch alle Menschen mit ein, die diesen Normen entsprechen oder entsprechen wollen.

Eine kritische Selbstreflexion unserer eigenen Privelgien und verinnerlichten Herrschaftsmechanismen und Handlungsformen sehen wir als wichtigen Teil unseres politischen Handelns.
Wir verstehen die Arbeit in Gruppe als dynamischen Prozess und daher ist auch dieses Selbstverständnis nicht entgültig und abgeschlossen.

1 Queerfeminismus: Wir verstehen unter Queerfeminismus einen radikalen Ansatz, der Gender (soziales Geschlecht) und Sex (biologisches Geschlecht) als gesellschaftlich konsturiert versteht und sich die Auflösung jeglicher Geschlechtergrenzen zum Ziel setzt. Dabei wird das vorherrschende System als Ursprung und Ursache der Ungleichheiten betrachtet.

2 Anarchismus: Gesellschaftsform, in der Menschens solidarisch und selbstbestimmt miteinander Leben. Ziel ist eine gesellschaftliche Ordnung ohne Herrschaftsverhältnisse.

3 Emanzipatorisch: Befreiung und Verselbstständigung benachteiligter und unterdrückter, Personen(-gruppen)

4 Patriarchat: (Vor-)Herrschaft von Cis-männlichen Personen über alle anderen Geschlechter in privaten und öffentlichen Strukturen

5 Cis-Sexualität: Übereinstimmung des sozialen Geschlechts mit dem biologischen Geschlecht

6 F*LTI*: Frauen*, Lesben, Trans, Inter*

Trans: offener Begriff, für Menschen, die nicht (oder nicht ausschließlich) in dem Geschlecht leben wollen oder können, dem sie bei ihrer Geburt zugeordnet wurden

Inter*: Intergeschlechtliche Menschen sind Personen, die mit körperlichen Merkmalen geboren werden, die medizinisch als geschlechtlich “Uneindeutig” gelten. Der Überbegriff Inter* ist ein Begriff, der sie aus Community entwickelt hat, und der als emanzipatorischer Überbegriff die Vielfalt intergeschlechtlicher Realitäten und Körperlichkeiten bezeichnet.